Henry D. Thoreaus „Walden oder Leben in den Wäldern“ ist kein Roman im eigentlichen Sinne. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Sammlung von Tagebucheinträgen, in denen Thoreau die Erfahrungen seines Aussteigerdaseins in den Wäldern von Massachusetts festhält. Thoreau (1817-1862) ist ein bekannter Schriftsteller des amerikanischen Transzendentalismus, einer Bewegung die in der europäischen Romantik eine lose Entsprechung findet. 1845 zog er sich für etwa zwei Jahre in eine Blockhütte auf dem abgelegenen Grundstück seines Freundes Ralph Waldo Emerson zurück, um sich, abseits des Trubels der modernen Gesellschaft, selbst zu finden.
„Walden“ beschreibt ein Leben von Entbehrungen und Genügsamkeit, Einsamkeit und Stille. Thoreau verbringt seine Tage damit Gemüse anzubauen, Holz zu hacken oder undichte Stellen an seiner Hütte zu reparieren. Besucher hat er kaum, dafür umso mehr Zeit den Vögeln im Wald zu lauschen, zu lesen oder seinen Gedanken nachzugehen.
Und viele dieser Gedanken haben auch im 21. Jahrhundert eine verblüffende Aktualität. So bekommt er immer wieder die Frage, wie er denn vegetarisch leben könne, zu hören und beantwortet sie trocken damit, dass er auch Nägel essen könne und dabei groß und stark werden. Er findet, dass die Studenten nichts mehr lernten, dass es unnütz sei Wirtschaft zu studieren und sich dabei von den Eltern das Studium finanzieren zu lassen. Die jungen Leute sollten lieber mal versuchen sich selbst zu ernähren, da würden sie viel mehr über Wirtschaft lernen als in noch so vielen Vorlesungen. Er findet auch, dass wir zu viel arbeiten und uns das unglücklich macht (Stichwort Burnout), dass wir zu viel unnütze Informationen aufnehmen (Stichwort Nachrichtenflut) und dass wir zu viel materiellen Besitz horten (Stichwort Konsumgesellschaft). Seine Antwort darauf? „Simplify, simplify!“
Erstmals 1854 erschienen ist „Walden“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Bibel der Hippies, Naturschützer, Aussteiger und Alternativen geworden. Bis heute erfreut sich das Buch großer Beliebtheit. Bester Beweis dafür: Seit 2015 erscheint vierteljährlich ein Magazin unter dem Namen „Walden: Das Outdoor Magazin für Männer“*, das seinen Lesern erklärt wie man richtig Holz hackt, Feuer macht oder Kanus baut.