Oh Jahrhundert! Oh Wissenschaften! Es ist eine Freude zu leben! Dieser Ausruf wird Ulrich von Hutten zugeschrieben. Doch was wie eine Hymne an die neue Zeit erscheint, wurde gesagt, um die Vergangenheit zu geißeln. Denn Hutten fährt fort „Es ist eine Freude zu leben, wenn auch noch nicht, sich zur Ruhe zu setzen.“
Ulrich von Hutten (1488-1523) war eigentlich selbst für die kirchliche Laufbahn vorgesehen. Er studierte Theologie an der Universität Erfurt, war aber wie viele andere seiner Generation entsetzt über das Auseinanderklaffen zwischen christlicher Botschaft und kirchlicher Praxis. Vor allem das päpstliche Finanzgebaren geriet immer mehr in die Kritik der Intellektuellen. Nicht umsonst sollte 1517 ein Mönch namens Martin Luther sich über den Ablasshandel in seiner Nachbardiözese so erregen, dass er dem verantwortlichen Erzbischof seine Thesen zukommen ließ.
Auch Ulrich von Hutten formulierte seine Kritik, allerdings nicht in der Form einer wissenschaftlichen Abhandlung, sondern mit gespitzter Feder in einem eleganten Latein, wie es niemand außer ihm beherrschte. Er war ein genialer Satiriker, der messerscharfe Analyse mit genialem Witz vereinte. 1517 krönte ihn Kaiser Maximilian gar zum Poetus Laureata, zum besten Dichter seiner Zeit. Huttens Bücher wurden gelesen! Er hatte einen enormen Einfluss auf die Gebildeten. Und seine Bücher waren derart beliebt, dass sie sogar in die deutsche Sprache übersetzt wurden.
Damit konnten auch all die Ritter und reichen Bürger, die nicht Latein gelernt hatten, sich über Huttens Witze freuen. Und natürlich übernahmen sie auch seine Kritik an der Kirche. Die deutsche Version des Gesprächsbüchleins, die im MoneyMuseum zu sehen ist, war Franz von Sickingen gewidmet, der im Pfaffenkrieg gegen den Bischof von Trier zu Felde ziehen (und sterben) sollte. Ulrich von Hutten und seine boshaften, kompromisslos anprangernden Texte dienten denen zur Identifikation, die gegen die Kirche kämpfen wollten. Ihr Autor verscherzte es sich deshalb mit all jenen, die auf einen Ausgleich, auf eine Kirchenreform hofften. Darunter sogar sein ehemaliger Lehrer, Erasmus von Rotterdam.
Gegen Ulrich von Hutten wurde wegen seiner als aufrührerisch empfundenen Werke die Reichsacht verhängt. Dies bedeutete praktisch, dass jegliche Autorität im Deutschen Reich ihn hinrichten musste, wenn er in ihrem Gebiet gefasst wurde. Hutten floh deshalb in die Schweiz, die zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht offiziell vom Reich getrennt war, aber nicht mehr alle Reichsgesetze anerkannte. Der Zürcher Reformator Zwingli bot dem Flüchtling Asyl. Aus diesem Grund wurde die Insel Ufenau im Zürichsee zum Sterbeort des großen Humanisten. Ulrich von Hutten erlag dort seiner Jahrzehnte erduldeten Syphiliserkrankung.