1521 bis 1525 verfasste Niccolò Machiavelli seine Geschichte der Republik Florenz. Beauftragt hatte ihn damit Kardinal Giulio de Medici. 57 Florin jährlich erhielt der damals im Exil lebende Autor dafür, nicht eben viel. Aber er konnte hoffen, dass er danach – natürlich nur bei Gefallen – von seinem Auftraggeber, der 1523 als Clemens VII. den päpstlichen Thron bestieg, mit einem einträglichen Posten entlohnt werde.
Schon die Ausgangssituation zeigt, dass Machiavelli kein Geschichtswerk im modernen Sinne plante. Neutralität und Sachlichkeit traten in den Hintergrund angesichts des Wunsches, einem Medici zu gefallen.
Deshalb gestaltete Machiavelli die Geschichte als ein Exempel, als ein Beispiel dafür, dass eine entartete Republik – wie sie für ihn Florenz darstellte – nur durch das Eingreifen der Besten gerettet werden kann.
Damit bewegte sich der humanistisch gebildete Autor durchaus im Bereich des antiken Gedankenguts. Es folgte Polybios (200-118 v. Chr.), der den Kreis der Herrschaftsformen eingeführt hatte: Was als Demokratie beginnt, wird zur Ochlokratie, zur Herrschaft des uneinigen Plebs, der durch den Besten, den Monarchen, einer sinnvollen Herrschaft unterworfen wird.
Und der Beste? Na, das war natürlich ganz klar ein Mitglied der Familie der Medici. Schließlich wollte Machiavelli seine Anstellung erhalten!
Warum aber war in den Jahren vor 1680 diese uralte Geschichte plötzlich wieder aktuell? Ganz einfach, weil auch in London die Regierungsformen miteinander rangen. Der absolutistische Herrscher Charles I. war hingerichtet worden. Oliver Cromwell hatte eine Herrschaft der Puritaner errichtet. Dann war Charles II. zurückgekehrt. Und irgendwo dazwischen träumte das britische Parlament von einer Verfassung, die den Bürger gegenüber dem absolutistischen Fürsten und dem übergriffigen Staat in Schutz nehmen sollte.
Denn Charles II. machte, was Herrscher schon immer getan haben und immer tun werden, wenn sie die freie Meinungsäußerung unterdrücken wollen. Die Intellektuellen unter fadenscheinigen Vorwänden verhaften und ohne Gerichtsurteil ins Gefängnis werfen. Charles II. zum Beispiel drückte sich vor jeglicher richterlicher Haftprüfung, wie sie die Habeas-Corpus-Akte vorschrieb. Dagegen kämpfte das Parlament. Und dagegen kämpften auch die Herausgeber dieses Buches. Sie schenkten damit allen sich streitenden Politikern ein Beispiel, was folgen müsse, wenn man sich im Kampf gegen den Tyrannen nicht einig sei.
Acht Bände aus dem Italienischen ins Englische zu übersetzen und in Druck zu geben, das geschieht nicht von heute auf morgen. So war der Kampf um die Habeas-Corpus-Akte 1680, als die Bände publiziert wurden, bereits zu Gunsten des Parlaments entschieden. Vielleicht entwickelte das Buch über das zerstrittene Florenz trotzdem seine Macht als abschreckendes Beispiel, denn das englische Parlament blieb eine starke politische Kraft, die den englischen Königen und Königinnen mehr oder weniger nur eine repräsentative Rolle überlassen sollte.