Es gibt nur wenig andere, die so qualifiziert wären, über die Verführungskraft des Geldes zu schreiben wie William Makepeace Thackeray. Geboren 1811 als Sohn eines Kolonialbeamten in Kalkutta, war Thackeray dank einer erklecklichen Erbschaft eigentlich finanziell versorgt. Genauso schnell, wie er an das Geld gekommen war, verlor es jedoch schon wieder. Der noch nicht einmal Volljährige hatte nämlich bei Glücksspiel und Börsenspekulation leider keine Fortune. Und so war der junge Thackeray gezwungen, sich sein Brot als Schriftsteller zu verdienen.
Immerhin konnte damit er aus eigener Anschauung sprechen, als er mit dem „Jahrmarkt der Eitelkeit“ (Original: „Vanity Fair“) der geldgierigen Gesellschaft des viktorianischen Englands den Spiegel vorhielt. Der ab 1848 in Fortsetzung erschienene Roman porträtiert auf satirische Weise, wie unterschiedlich Menschen im Spiel um Geld und Prestige agieren.
Sehr direkt und unter Einsatz all ihrer weiblichen Reize tut dies Rebecca „Becky“ Sharp. Sie weiß genau, was sie will. Um an Vermögen zu kommen, umgarnt sie gezielt einflussreiche Männer. Die wiederum geben der verführerischen jungen Dame nur allzu gerne nach. Beckys Freundin Amelia Sedley ist ein derart strategisches Denken fremd. Gutmütig bis naiv, erscheint die Tochter eines Bankrotteurs zunächst wie eine Verliererin.
Als solche entpuppt sich nach einigen Wirrungen und Schicksalsschlägen vor der Folie der Napoleonischen Kriege – Thackeray siedelt die Handlung in der Zeit 1815-1830 an – allerdings die skrupellose Becky. Sie, die auch vor Erbschleicherei nicht zurückschreckt, kann sich zwar ein Auskommen sichern. Zu beneiden ist sie dennoch nicht. Auch als Mutter zu keiner Herzenswärme fähig, haben sich alle von der verlebten Frau abgewandt, die sie für ihre Zwecke ausgenutzt hatte.
Mit „Jahrmarkt der Eitelkeit“ legte William Makepeace Thackeray in literarisches Gesellschaftspanorama vor, das vielfach als Buch aufgelegt, verfilmt und auf die Theaterbühne gebracht wurde. Vergnüglich zu lesen, hat das Werk des Weggefährten von Dickens und den Brontës darüber, was Menschen für Geld zu tun bereit sind, an Aktualität bis heute nichts verloren.