Genauso sympathisch wie glücklos, das ist „Der sinnreiche Junker Don Quixote von der Mancha“. Er steht im Mittelpunkt des zweiteiligen Romans, den Miguel de Cervantes 1605 und 1615 veröffentlichte. Seine mehr als 2.000 Ausgaben wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt. Als eines der bekanntesten Werke der Weltliteratur wurde „Don Quixote“ oft verfilmt und auf Theaterbühnen gezeigt. Ein großer Erfolg für einen Protagonisten, der nichts so gut beherrscht wie das Scheitern.
Don Quixote liebt, wie seine Zeitgenossen, Ritterromane. Man kann sich ja auch herrlich hineinträumen in die Geschichten von Adeligen, die ganz ohne Arbeit ein sorgloses Leben führen. Das wollen viele. Unter ihnen der Ritter von der traurigen Gestalt. Er identifiziert sich derart mit den Helden der Romane, dass er bald Dichtung und Wahrheit nicht mehr auseinanderhalten kann.
Und so bricht der selbst ernannte Ritter Don Quixote auf zu seinen Abenteuern. In seinem Kampf gegen das Unglück und für die Ehre stehen ihm bei: Eine alte Mähre namens Rosinante und sein pragmatischer Knecht Sancho Pansa, von kleiner Statur mit kugelrundem Bauch.
Was so engagiert beginnt, kostet Don Quixote immer mehr den Verstand. So kämpft er gegen Windmühlen, weil er sie für Riesen hält. Eine Hammelherde erscheint ihm als mächtiges Heer. Und einem Barbier jagt er sein Rasierbecken ab, im Glauben, es handle sich um den Helm des Riesen Mambrinus.
Was Cervantes wie eine unterhaltsame Geschichte aussehen lässt, entpuppt sich als Gesellschaftskritik. Im 16. und 17. Jahrhundert spülte die Plünderung der Bodenschätze in den südamerikanischen Kolonien immense Reichtümer in die spanische Kasse. Eine ganze Flotte ist nötig, um die Massen an Silber ins Mutterland zu bringen. Dort aber profitieren nur wenige vom neu gewonnenen Wohlstand. Weder dem edelmütigen Don Quixote noch seinem gewitzten Sancho Pansa ist unbeschwerter Reichtum vergönnt. Genauso wenig wie Ehre oder Glück.
In „Don Quixote“ porträtiert Cervantes eine liebenswert tragische Figur, die mit ihrem kompletten Scheitern das Lebensideal der Ritterromane karikiert. Genauso abenteuerlich wie das Leben der Hauptfigur ist die Vita des Autors. Geboren 1547 als Angehöriger des niederen Adels, floh Miguel de Cervantes außer Landes, weil ihm wegen eines Vergehens die Hand abgehackt werden sollte. In der Folge war er Kammerdiener am päpstlichen Hof in Italien, wurde in der Seeschlacht bei Lepanto verwundet und von Piraten gefangen genommen. Wieder frei, fiel er bei der Kirche in Ungnade und musste schließlich für die Veruntreuung eines anderen haften. Erst während seiner Zeit im Kerker begann er mit seinem „Don Quixote“.
Den bis heute ungebrochenen Siegeszug seines phantastischen Romans durfte Miguel de Cervantes noch miterleben, ehe er 1616 mit 69 Jahren starb.