Es lässt sich viel versprechend an, das Projekt, von der Erde aus den Mars zu kolonisieren. Die Erkundungsmissionen waren erfolgreich, und so setzen Pioniere ihren Fuß auf den Planeten. Dort ist es fantastisch und wunderschön. Die Bewohner mit Augen wie geschmolzenes Gold und Körpern wie jadegrüne Heuschrecken.
Was dann jedoch folgt, hatte man sich anders vorgestellt. Die Marsianer spiegeln den Eindringlingen eine Traumwelt vor, um sie dann zu töten. Doch auch sie selber sind dem Tod geweiht, durch die von den Menschen eingeschleppten Windpocken.
Zumindest ist nun der Weg frei für die flächendeckende Besiedlung. Die Kolonisten bauen sich ganze Städte auf, die denen gleichen, aus denen sie gekommen sind. Bürokratie und andere wichtige Errungenschaften halten Einzug. Doch nach 27 Jahren werden die Siedler auf die Erde zurückgerufen, als sich ein Atomkrieg anbahnt. Diese Katastrophe löscht die Menschheit aus. Nur wenige können sich mit Raumfähren auf den Mars retten. Ein Zurück gibt es für sie nicht mehr.
1950 legte der Amerikaner Ray Bradbury mit seinen Mars-Chroniken (englisch: „The Martian Chronicles“) einen Klassiker des Science-Fiction-Genres vor, für den er auf die Kolonialismus-Erfahrungen seines eigenen Landes zurückgriff. Was er in den Jahren 1996 bis 2026 ansiedelte, spiegelt die Ängste seiner Zeit wider. Von der Zukunft entwirft sein eigentlich als Sammlung von Kurzgeschichten verfasstes Werk ein düsteres Bild. Eine friedliche Koexistenz von Mensch und Marsianer ist nicht möglich. Genau so wenig wie die von Mensch und Mensch. Dessen Hoffnung auf Verbesserung wird in Bradburys Werk – eine Dystopie wie sein 1953 veröffentlichter Roman „Fahrenheit 451“ – enttäuscht. Keine Raumfähre kann so schnell sein, dass die Menschen ihren Fehlern entfliehen könnten.
Vom Publikum gefeiert, hatte der amerikanische Autor auf viele seiner Kollegen großen Einfluss. Unsterblich wurde der Altmeister der Science Fiction schon vor seinem Tod im Jahre 2012. Vier Jahre zuvor hatte die NASA-Marssonde Phoenix auf dem Roten Planeten nicht nur eine Landesflagge und Dokumente abgelegt, sondern auch eine Kopie der Mars-Chroniken auf DVD.