Die Suche nach dem Gold, das Leben der Goldgräber und der Goldrausch – all das sind Themen, die die Leser von Western- und Abenteuerromanen schon immer begeistert und fasziniert haben. So verhält es sich auch mit dem Buch von B. Traven „Der Schatz der Sierra Madre“, das 1927 veröffentlicht wurde und das, neben dem Roman „Das Totenschiff“ und dem „Caoba Zyklus“, zu den bekanntesten Werken Travens zählt.
Schauplatz seines Abenteuerromans ist die Sierra Madre in Mexiko. Dabei handelt es sich um eine Gebirgskette mit einer Höhe von über 3000 Metern, die sich vom Südwesten der USA in den Westen Mexikos erstreckt, sehr dünn besiedelt und ein reich an Mineralien ist.
Genau dieses wilde Gebirge mit seinen Goldvorkommen suchte sich B. Traven als Handlungsort für seinen Roman aus, der in den 1920ern spielt. Dobbs, ein vollkommen verarmter US-Amerikaner, der in Tampico trotz des boomenden Ölgeschäfts keine Arbeit findet, lernt einen weiteren Landsmann Curtin kennen, der in ähnlich prekären Verhältnissen lebt. Zusammen ziehen sie in Richtung Süden und finden zunächst Arbeit auf einer Ölbohrplattform. Nach Konflikten um die ausstehende Bezahlung, scheitert auch dieser Job, so dass sie nach Tampico zurückkehren.
Dort treffen sie auf den alten Goldsucher Howard. Fasziniert von seinen Geschichten über die Goldgräberei, begeben sie sich mit ihm zusammen selbst auf die Suche nach Gold in der Sierra Madre. Sie werden schnell fündig – doch schon bald wird das Glück des neuen Reichtums von Gier, Neid und Misstrauen überlagert, die die Dreiergruppe tief spalten und in eine Katastrophe führen.
An dieser Stelle tritt die kapitalismuskritische Haltung des Autors deutlich hervor und verleiht dem Roman besondere Tiefe, die ihn von den reinen Abenteuergeschichten im Wilden Westen unterscheidet. Traven zeigt an dieser Stelle die Schattenseiten des neuen Reichtums sehr deutlich auf: Die Gier nach dem Gold bringt die dunklen Seiten eines Menschen hervor. Dies ist besonders am Charakter von Dobbs zu sehen, der seinen beiden Mitstreitern gegenüber zunehmend misstraut und dessen Habgier schließlich sein Verhalten immer mehr bestimmt und zu einer gewaltsamen Verteidigung von „seinem“ Gold führt.
Mindestens ebenso abenteuerlich wie sein Roman, ist das Leben des Autors selbst – denn B. Traven ist nur ein Pseudonym eines deutschen Schriftstellers, dessen Leben der Forschung lange unbekannt war und das vermutlich nie vollständig erforscht wird. Um seine wahre Identität ranken sich immer noch abenteuerliche Mythen; so existierten zwischenzeitlich sogar Theorien, denen zufolge B. Tavern der mexikanische Präsident oder der Sohn Kaiser Wilhelms II gewesen sei.
Mittlerweile gilt als relativ gesichert, dass B. Traven als Arbeiterkind 1882 in Schwiebus unter dem Namen Otto Feige geboren wurde. Er lebte als gelernter Maschinenschlosser im Ruhrgebiet und verschwand erstmals 1907. Kurz darauf tauchte er angeblich als Marut, ein aus San Francisco stammender Schauspieler, wieder auf und zog – nachdem seine Bühnenkarriere in Düsseldorf scheiterte – nach München, wo er sich später in den Dienst der Räterepublik stellte. Nach deren Scheitern floh er nach London und setzte sich 1924 nach Mexiko ab. Dort nahm er vermutlich erneut eine neue Identität als Amerikaner an und schrieb fortan Bücher unter dem Namen Traven Torsvan.
Und darin war er sehr erfolgreich. Seine Werke wurden in insgesamt 24 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von 30 Millionen. Ab 1933 erschienen seine Bücher auch in der USA und weckten bald das Interesse der Filmindustrie; die Verfilmung von „Der Schatz der Sierra Madre“ erfolgte 1948 – angeblich war B. Traven selbst am Filmset. Aber auch das ist wiederum nur eine Legende.