Ein Rastloser, gekettet an sein Instrument. So stilisiert sich die Hauptfigur des Einmannstücks „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind. Der Titel ist Programm. Das mannshohe Holzinstrument erscheint seinem Besitzer so beherrschend, dass er für ihn zur Projektionsfläche seines Lebensfrusts wird. Nur der gewichtige Kontrabass hindert ihn daran, aus seinem schallisolierten Zimmer und dem dritten Orchesterpult ins Leben aufzubrechen.
Für den verbeamteten Mittdreißiger gäbe es noch die kleine Chance auf eine Liebe zur angeschwärmten Sopranistin Sarah. Wäre da nicht „das scheußlichste, plumpeste, uneleganteste Instrument, das je erfunden wurde“. Dabei hatte der namenlos bleibende Protagonist seinen Monolog mit einer Lobeshymne begonnen. In dessen Verlauf redet er sich freilich immer mehr in Rage, macht ödipale Konflikte und auch sonst so einiges an seinem Instrument fest.
Mit „Der Kontrabass“ gelang dem am 26. März 1949 in Ambach am Starnberger See geborenen Süskind ein Welterfolg. Vier Jahre, bevor der öffentlichkeitsscheue Autor mit „Das Parfüm“ wieder für Furore sorgen sollte, startete das 1981 veröffentlichte Stück an den Theaterbühnen durch. Mehr als 500 Mal wurde es allein 1984/85 in Deutschland aufgeführt.
Der große Erfolg des Werks gründet sich nicht allein auf seine hervorragende Geschichte, die Süskind sich unaufgeregt entwickeln lässt. Es liegt vor allem daran, dass „Der Kontrabass“ in der szenischen Umsetzung fast ohne alle Requisiten auskommt. Das macht das Werk besonders interessant für Häuser mit kleinem Budget. Kostet der Monolog des hadernden Instrumentalisten die Theatermacher fast nichts, garantiert er ihnen doch ein Maximum an Eintrittsgeldern.
Und die Zuschauer wollen das Stück immer wieder sehen, dem der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki eine „leise, gleichsam lächelnde Melancholie“ bescheinigte. Der räsonierende Kontrabassist ist eine glänzende Parabel auf die Zerrissenheit des heutigen Menschen. Hochaktuell in einer Zeit scheinbar unbegrenzter Möglichkeiten, doch immer stärkerer Verunsicherung, lässt er keinen Zuschauer unbeeindruckt.