15 Dez Erfolgreiche Crowdfunding-Aktion der Österreichischen Nationalbibliothek
Die von der Österreichischen Nationalbibliothek gestartete Crowdfunding-Aktion zur Restaurierung großformatiger Bildbände konnte mit einem Betrag, der deutlich über dem Ziel von 15.000 Euro lag, sehr erfolgreich abgeschlossen werden. Dank mehr als 118 UnterstützerInnen wurden innerhalb kürzester Zeit 20.900 Euro für die Restaurierung des wertvollen Bestandes lukriert. Die Aktion lief von 13. Oktober bis 18. November 2021 auf der Plattform wemakeit.com.
Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger: „Das Ziel von 15.000 Euro wurde bereits nach 10 Tagen erreicht und demonstriert eindrucksvoll, welchen Stellenwert das Kulturerbe Buch für eine breite Öffentlichkeit hat. Wir freuen uns sehr über die großzügige Bereitschaft der ÖsterreicherInnen, wertvolle Bestände auch für die nächsten Generationen zu erhalten.“
Bei diesen besonderen Werken handelt es sich um rund 260 großformatige Bände des sogenannten Sub tabula Bestandes, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die durch ihre exponierte Lage in offenen Tischen im Prunksaal über Jahrhunderte in Mitleidenschaft gezogen wurden. Durch die Aktion kann die Versorgung, Restaurierung und langfristige Erhaltung der Werke finanziert werden. Sie sollen künftig nach abgeschlossener Restaurierung in säurefreien Umschlägen und in einem geeigneten Depot verwahrt werden. Zudem werden die Werke digitalisiert und über den Katalog zugänglich gemacht.

Ehemalige Verwahrung des Sub tabula Bestandes in den Tischkästen des Prunksaals. © Österreichische Nationalbibliothek.
Sub tabula Bestände mit breitem Themenspektrum
Der Name Sub tabula („Unter dem Tisch“), leitet sich von der Verwahrung der Bände ab: Über die gesamte Länge des Prunksaals der Österreichischen Nationalbibliothek stehen links und rechts imposante Tische, die früher zum Lesen der großformatigen Bände dienten und auf denen heute die Barockvitrinen platziert sind. In den Fächern dieser Tische wurden die Werke bis 2020 verwahrt. Der Bestand umfasst Formate bis zu 109 x 79 cm welche vielfach reich illustriert, selten und wertvoll sind.
Das Themenspektrum der Bände ist breit gefächert. Naturwissenschaftliche, kunsthistorische, genealogische, sprachwissenschaftliche und militär-historische Bücher sind ebenso vertreten wie kartografische Werke, ein Erste-Hilfe-Leitfaden, die sehr seltene Folge von Farblithografien zur Entwicklung der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn oder der 1814 in St. Petersburg gedruckte Bildband der ersten russischen Weltumsegelung mit über 100 Stichen von Landschaften und indigenen BewohnerInnen der Erde, Landkarten und Panoramen.
Unter den botanischen Werken finden sich besonders schön illustrierte Bände, wie ein Buch über die Orchideen Zentralamerikas des britischen Botanikers James Bateman (1811–1897), einem Pionier der Orchideenzucht – oder ein ungewöhnliches Werk mit eindrucksvollen Abbildungen von Meeresalgen des russischen Naturforschers und Künstlers Alexander Postels (1801–1871). Herausragend sind die Publikationen zu kunsthistorischen Themen mit Schwerpunkt Architektur, darunter aufwendig gestaltete Bücher von Francesco Piranesi und Karl Friedrich Schinkel.
Restaurierungsbedarf
Da die Tischkästen an zwei Seiten offen sind, konnte sich immer wieder Staub auf den Büchern ablagern und in die Buchblöcke eindringen. Aufgrund der überdimensionalen Formate war auch das Ausheben und die Manipulation der Bände besonders erschwert. Dadurch kam es über die Jahrhunderte zu mechanischen Schäden, wie Abrieb der Bezugsmaterialien, losen Einbandteilen oder eingerissenen Seiten.
Nach erfolgter Restaurierung sollen die Werke zudem digitalisiert, über den Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek weltweit verfügbar gemacht und so die Sichtbarkeit deutlich erhöht werden. Damit setzt die Österreichische Nationalbibliothek bereits jetzt zwei der Leitlinien aus der kürzlich präsentierten Vision 2035 um: Neue Zugänge zu den vielfältigen Sammlungen und neue Möglichkeiten für die Forschung zu schaffen.
Im Rahmen der Crowdfunding Aktion winkten als Dank viele attraktive Belohnungen. Besonders beliebt war die Bibliothekstasche mit einer limitierten Geschenkkarte, aber auch Führungen 15 Meter unter dem Heldenplatz im Bücherspeicher der Österreichischen Nationalbibliothek, ein exklusiver Einblick in die Restaurierung alter Schätze sowie der geheime, unterirdische Weg von den Lesesälen am Heldenplatz zum Prunksaal am Josefsplatz.
Mit den über das Spendenziel hinaus erzielten Mitteln kann die Österreichische Nationalbibliothek zusätzliche Detailarbeiten im Rahmen der Restaurierung durchführen.
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Das abgeschlossene Crowdfunding-Projekt kann man sich auf der Seite Wemakeit anschauen.
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